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das ABC der Reisekrankheiten

Seit Jahren ist zu beobachten, dass Hunde vermehrt in und aus Risikogebieten, in denen Leishmaniose, Babesiose, Ehrlichiose und Filariosen (z.B. Dirofilaria immitis, der sog. „Herzwurm“) vorkommen, ein- bzw. ausreisen. Viele Hundebesitzer möchten ihren Hund mit in den Urlaub nehmen, andererseits kümmern sich eine ganze Reihe von Tierschutzorganisationen darum, Tierschutz-Hunde aus Sheltern in z.B. Spanien, Griechenland, Rumänien, der Ukraine oder Ungarn nach Deutschland zu vermitteln. Insbesondere die Zahl der nach Deutschland eingeführten Tierschutzhunde hat sich stark erhöht. Dazu kommt der Klimawandel, der dazu führt, dass auch die Reisekrankheiten mit ihren Vektoren (Zecken und Mücken) sich stärker ausbreiten.
Die Anaplasmose und Ehrlichiose werden über Zecken übertragen
Bei der Ehrlichiose und der Anaplasmose handelt es sich um bakterielle Infektionen, die Übertragung erfolgt über verschiedene Zeckenarten. Bei beiden Erkrankungen kommt es zu Fieberschüben („Zeckenfieber“), der Hund macht einen teils schwerkranken Eindruck. Bei der Ehrlichiose können auch Nasenbluten oder punktförmige Blutungen auf Haut und Schleimhaut zu beobachten sein.
Sowohl bei der Ehrlichiose als auch bei der Anaplasmose kann das Nervensystem beteiligt sein, sodass betroffene Hunde neurologische Symptome zeigen können. Die Behandlung erfolgt mit einem spezifischen Antibiotikum. Wird der Erreger nicht eliminiert, können chronische Formen mit Schädigung verschiedener Organe auftreten, die mit verschiedenen leichten oder auch schweren Symptomen einhergehen können. Ähnlich wie bei der Leishmaniose kommt es bei der chronischen Verlaufsform der Ehrlichiose u.a. zu Problemen durch Immunkomplexe und zu immun-mediierten Blutbildveränderungen.
Bei der Babesiose handelt es sich um Blutparasiten, welche die roten Blutkörperchen befallen und zerstören. Überträger sind in Deutschland die Auwaldzecke, in wärmeren Regionen Südeuropas (Rumänien, Ungarn, Österreich, Polen, Ukraine) die braune Hundezecke. Circa 1-3 Wochen nach der Infektion bekommen die Hunde sehr hohes Fieber. Ein charakteristisches Symptom ist dunkelbrauner Urin. Dieser ist eine Folge der Zerstörung der roten Blutkörperchen. Die Babesiose ist gefährlich, die akute Form kann tödlich verlaufen. Übersteht der Hund die akute Phase, folgen oft eine Gelbsucht und ein sehr schlechtes Allgemeinbefinden. Weitere Folgen einer akuten Babesiose sind eine Anämie und ein akutes Nierenversagen, daher ist eine sofortige Behandlung erforderlich. Seltener können entzündliche Veränderungen am Auge auftreten. Gehirn und Rückenmark können mitbetroffen sein, hierdurch kommt es zu Bewegungsstörungen und epileptiformen Anfällen. Die Behandlung erfolgt mit einem speziellen Medikament nach einem spezifischen Behandlungsschema. Impfstoffe gegen die Babesiose sind in Deutschland nur schwer erhältlich, sie sind fast ausschließlich in den Mittelmeerländern verfügbar.
Die Dirofilariose („Herzwürmer“) wird durch Stechmücken übertragen. Die Vorbeugung ist einfach, die Behandlung kann aufgrund des Lebenszyklus der Dirofilarien schwierig sein. Das größte Problem bei der Dirofilariose sind die über Wochen und Monaten durch den Körper des Hundes wandernden Larven. Die Larven wandern solange, bis sie die großen Blutgefäße von Herz und Lungen erreichen. Dort beginnt ihr Wachstum, sie werden bis zu 30 cm lang und geben als erwachsene Würmer wiederum kleine Larven (Mikrofilarien) in das Blut des Hundes ab. Je nach Ausmaß des Befalls kann die Infektion tödlich verlaufen. Ein massenhafter Befall führt zu einer Verstopfung der Blutgefäße. Die Folgen sind nicht nur massive Durchblutungsstörungen, sondern auch Leber- und Nierenerkrankungen, Atemprobleme, Anämie und Herzprobleme bis zum Herzversagen. Vor Beginn einer Therapie muss daher in jedem Fall geprüft werden, ob erwachsene Würmer nachweisbar sind (Herzultraschall, Röntgen). Die Behandlung ist im positiven Fall nicht ohne Risiko, da es durch das Absterben der Spaghetti-ähnlichen, großen Wurmstadien zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen kann.
Bei der Hepatozoonose handelt es sich um eine Infektion mit einem Einzeller (Hepatozoon canis). Neben Hunden können auch Katzen sich infizieren. Die Infektion erfolgt durch die orale Aufnahme (nicht den Stich) einer infizierten Zecke (Braune Hundezecke). In den allermeisten Fällen verläuft die Infektion symptomlos. Symptome treten hauptsächlich bei Tieren auf, deren Immunsystem geschwächt ist, oder die mit anderen Erregern koinfiziert sind. Mögliche Symptome sind Fieber, Anämie, vergrößerte Lymphknoten, Nasen- und Augenausfluss, blutiger Durchfall, Muskelschwäche und/oder ein steifer Gang. Die Hepatozoonose tritt vor allem bei aus Portugal, Südspanien oder den Kanarischen Inseln stammenden Hunden auf, besonders auch bei Hunden, die in Hafenstädten leben. Dies trifft auch auf die griechische Hafenstadt Thessaloniki zu.
Bei der Leishmaniose handelt es sich um Blutparasiten, die durch Sandmücken übertragen werden. Im Blut werden große weiße Blutzellen (Monozyten) befallen, auch im Knochenmark und in den Lymphknoten, manchmal auch in der Milz, können Leishmanien vorhanden sein. Die Leishmaniose ist nicht heilbar, sie ist aber behandelbar. Das Krankheitsbild kann sehr unterschiedlich sein, je nachdem, welche Organe betroffen sind. Problematisch und Ursache vieler schwerer Symptome ist v.a. die Reaktion des Immunsystems auf den Erreger. Durch die Bildung von Antigen-Antikörperkomplexen kommt es zu teils hochgradigen, potentiell lebensbedrohlichen Veränderungen an den Nieren (Immunkomplex-Glomerulonephritis), den Gelenken (Rheuma-ähnliche Arthritis), und den Augen (Uveitis). Weitere mögliche Folgen sind eine ebenfalls immunvermittelte Anämie und Thrombozytopenie. Am bekanntesten ist allerdings die Hautform, bei der es zu kleieähnlichen Belägen auf der Haut und insbesondere am Kopf kommt. Auch die Krallen können sich verändern. Lymphknoten und Milz können vergrößert sein.
Für alle der o.g. Reisekrankheiten gilt, dass eine effektive Prophylaxe (Zeckenschutz, Mückenschutz plus Vermeidung der Flugzeiten dieser Insekten) sehr wichtig ist. Es existieren zwar Behandlungsmöglichkeiten, allerdings bereiten vor allem die chronischen Formen erhebliche Probleme in der Therapie. Die Leishmaniose ist nach aktuellem Kenntnisstand nicht heilbar. Es gibt jedoch speziell bei der Leishmaniose Hunde, die initial negative Befunde im Test zeigen, und die bei späterer Wiederholung des Tests positiv werden (sog. Serokonversion). Dies ist eine Folge immunologischer Prozesse im Körper des Hundes und erfordert hinsichtlich einer möglichen Therapie immer eine Einzelfallbehandlung anstelle einer Standardtherapie. Für alle o.g. Erkrankungen existieren Tests, die entweder Antikörper nachweisen, oder aber den Erreger selbst. Im Verdachtsfall sollten immer beide Testverfahren durchgeführt werden. Zusätzlich sollte eine weitergehende internistische Untersuchung inklusive Urinuntersuchung erfolgen, die auch eine bildgebende Diagnostik unbedingt mit einschließt (Röntgen, Ultraschall). Insbesondere bei allen Erkrankungen, bei welchen das Immunsystem eine wichtige Rolle für die Krankheitsentwicklung und die Entwicklung von Symptomen spielt (z.B. Leishmaniose, Babesiose, Anaplasmose & Ehrlichiose), ist eine individualisierte Therapie auf Basis einer umfassenden weitergehenden Diagnostik unbedingt empfehlenswert. Bei Herzwurmbefall ist besondere Vorsicht geboten.

Die Diagnostik und Therapie der genannten Reisekrankheiten erfordert aufgrund des großen Spektrums möglicher Organschäden und der verschiedenen Wechselwirkungen mit dem Immunsystem mit den entsprechenden Folgen für den Hund ein großes Maß an Wissen und Erfahrung, da in den allermeisten Fällen eine individuelle Therapie angezeigt ist. Besonders bei chronischen Verläufen (v.a. auch bei der Leishmaniose) ist ein langfristiges Monitoring und Management der Infektion notwendig. Beides erfordert oft einen „langen Atem“ des Hundebesitzers, da die Therapie laufend angepasst und modifiziert oder ergänzt werden muss. Ein solches langfristiges Monitoring ist jedoch für die Kontrolle der Krankheitsprozesse unabdingbar.

In unserer Kleintierpraxis in Hannover unterstützen wir Sie beratend vor Reiseantritt sowie mit effektiven Maßnahmen zur Prophylaxe sowie bei der Diagnose und Therapie einer konkreten Erkrankung. Vereinbaren Sie, zur Sicherheit Ihres Hundes, vor Reiseantritt einen Termin mit uns.

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